BOX 2 - Zeigerpflanzen

Inhalt der Box

Was sind Zeigerpflanzen?

Zeigerpflanzen sind in der Regel Wildpflanzen natürlicher oder naturnaher Pflanzengesellschaften, die sich zur Bioindikation eignen. Da Pflanzen zueinander in Konkurrenz um Ökofaktoren (Licht, Wasser, etc.) stehen, werden sich hauptsächlich jene Pflanzengesellschaften an einem Standort entwickeln, die am besten an die jeweiligen Standorteigenschaften angepasst sind (ökologisches Optimum). Pflanzen mit einem ähnlichen physiologischen Optimum aber einer größeren ökologischen Toleranzbreite werden hingegen auf die extremeren Standorte verdrängt. Das Auftreten einiger für bestimmte Standorte typischer Pflanzen gibt also keine Hinweise auf dessen Standortansprüche. Sie lässt aber dennoch eine halbwegs verlässliche Aussage über die Beschaffenheit des Bodens sowie die hydrologischen Verhältnisse zu.

zum Seitenanfang

Zeigerwerte mitteleuropäischer Pflanzen nach ELLENBERG

ELLENBERG et al. haben in den 70er und 80er Jahren insgesamt 2942 Gefäßpflanzensippen sowie einige Laub- und Lebermoose nach ihrem Verhalten gegenüber verschiedenen Standortfaktoren bewertet. Die Bewertung erfolgte ausschließlich durch Erfahrungswerte und wurde erst später teilweise durch genaue Standortanalysen verifiziert. Es wurden jeweils drei Hauptstandortfaktoren gewählt, die klima- bzw. bodencharakteristisch sind: Licht (L), Wärme (T), Kontinentalität (K) sowie Feuchtigkeit (F), Reaktion (R), und Stickstoffgehalt (N). Zusätzlich wurden noch der Salzgehalt (S) und die allgemeine Schwermetallresistenz (B) bewertet. Mit Ausnahme des Faktors Wasser (12-teilig) wurde für jeden Faktor eine 9-teilige Skala in Bezug auf das ökologische Verhalten der zu bestimmenden Pflanze erstellt, wobei 1 den Minimalwert und 9 den maximalen Wert darstellt. Somit ergibt sich folgende Übersicht (nach KLINK, H.-J. 1998: 56):

  • L = Lichtzahl mit L1 = sehr geringe Beleuchtungsstärke und L9 = ungeminderter Lichteinfall im Freiland
  • T = Temperaturzahl mit T1 = polare Zone bzw. alpine Höhenstufe und T9 = mediterran geprägtes Tiefland
  • K = Kontinentalitätszahl mit K1 = europäische Atlantikküste und K9 = inneres Asien
  • F = Feuchtezahl mit F1 = flachgründige, trockene Felshänge und F9 = nasse Moorböden
  • R = Reaktionszahl mit R1 = extrem sauer und R9 = alkalisch
  • N = Stickstoffzahl (NH4+ und NO3-) mit N1 = sehr geringe Mineralstickstoffversorgung und N9 = übermäßige Minerealstickstoffversorgung
  • S = Salzgehalt (besonders Cl-) mit S1 = Wurzelbereich nicht salzertragend und S9 = Wurzelbereich extrem salzertragend

Literatur: KLINK, H.-J. (1998): Vegetationsgeographie. 3. Aufl., Braunschweig.

zum Seitenanfang

Anwendungsbeispiel

Als ein Beispiel soll der der Hohle Lerchensporn (Corydalis cava) dienen. Seine Zeigerwerte wurden von ELLENBERG et al. folgendermaßen bestimmt: L3, T6, K4, F6, R8, N8, S0.

Daraus lassen sich folgende Rückschlüsse auf den Standort ziehen: Der Hohle Lerchensporn wächst auf stark beschatteten (L3), nährstoffreichen (N8) und kalkhaltigen (R8) Böden. Er kommt sowohl im Tiefland als auch in der submontanen Stufe vor (T6) mit einem Verbreitungsschwerpunkt im subozeanischen Raum (K4).

zum Seitenanfang